Biophiles Design zur Steigerung des Wohlbefindens

Wir kennen die positiven Auswirkungen der Natur auf die Menschen schon lange – aber ist es möglich, diese Wirkung auch in Innenräumen zu erzielen? In den letzten Jahren hat sich ein klarer Trend abgezeichnet, Räume in Gebäuden durch (innen)architektonische Elemente mit der Natur zu verbinden. Dies wird als biophiles Design bezeichnet, und es hat viele Vorteile, die Natur in unsere Arbeitsumgebungen zu integrieren. Eine grüne Atmosphäre zu schaffen, war früher etwas, das einem Ort den letzten Schliff verliehen hat. Heutzutage ist Grün am Arbeitsplatz jedoch etwas, das wir bereits in der Planungsphase berücksichtigen.

Für viele von uns ist es offensichtlich: in einem Park spazieren zu gehen, auf einem Steg am Wasser zu sitzen, im Wald wandern zu gehen oder unser Zuhause mit Pflanzen zu dekorieren, macht uns glücklich. Aber gibt es denn konkrete Nachweise, die unser Verständnis von den positiven Auswirkungen der Natur auf uns Menschen stützen? Im Buch „Biophilic Design“ (Stephen R. Kellert, Judith H. Heerwagen, Martin L. Mador) werden verschiedene Studien untersucht, mit denen die Annahme, dass der Kontakt mit der Natur für das menschliche Leben, die Gesundheit und das Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung ist, wissenschaftlich untermauert wurde. In diesen Studien konnte unter anderem aufgezeigt werden:

1.

Der Kontakt mit der Natur ist mit einer verbesserten kognitiven Leistung im Hinblick auf Aufgaben verbunden, die Konzentration und Erinnerungsvermögen erfordern.

2.

Der Kontakt mit der Natur verbessert die Heilung und Genesung von Krankheiten und nach größeren Operationen, etwa durch natürliches Licht und Pflanzen sowie symbolische Darstellungen der Natur (z. B. in Form von Bildern).

3.

Büroumgebungen mit natürlichem Licht, natürlicher Belüftung und Elementen, die mit der Natur in einem Zusammenhang stehen, sorgen für eine bessere Arbeitsleistung, weniger Stress und mehr Motivation.

4.

Das menschliche Gehirn funktioniert so, dass es auf sensorische Muster und Elemente aus der Natur anspricht.

5.

Menschen, die ein naturnahes Leben führen, berichten von weniger gesundheitlichen und sozialen Problemen, unabhängig davon, ob sie in ländlichen oder städtischen Gebieten leben, oder von ihrem Bildungs- oder Einkommensniveau. Auch wenig Vegetation, mit kleineren Rasenflächen und ein paar Bäumen, entfaltet eine positive Wirkung.

Biophiles Design

„Biophilie“ bedeutet „Naturliebe“. Biophiles Design erkennt die Affinität des Menschen zur Natur und seinen Wunsch, Zeit in und mit der Natur zu verbringen, an. Das Konzept wurde bereits von dem deutsch-amerikanischen Sozialpsychologen Eric Fromm in seinem 1964 veröffentlichten Buch „The Heart of Man“ entwickelt, allerdings erst durch den amerikanischen Biologen Edward O. Wilson populär, der den Begriff in seinem 1984 erschienenen Buch „Biophilia“ definierte. Die Studien von Wilson hatten im Laufe der Zeit einen wesentlichen Einfluss auf das Design mit natürlichen Elementen. Nach „Biophilia“ arbeitete Wilson mit Professor Stephen R. Kellert, einer weiteren Design-Ikone auf dem Gebiet der Biophilie, zusammen, woraufhin 1993 die „The Biophilia Hypothesis“ erschien.

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Das Designkonzept der Biophilie besteht aus zwei Hauptbestandteilen:

• Der erste Teil betrifft die Formen in der bebauten Umgebung, die direkt (z. B. Pflanzen, Tageslicht und Wasser), indirekt oder symbolisch (z. B. Formen, Muster, Farben, Bilder und Filme) die Natur widerspiegeln.

• Im zweiten Teil geht es um die Erfahrung des Raumes und dessen Positionierung. Biophiles Design ist mehr als nur das, was uns umgibt – es geht um unsere ganzheitliche Erfahrung und unseren Blick auf die Umwelt, in der wir uns befinden.

„Das Wissen darüber, wie sich die Natur auf den Menschen auswirkt, ist ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung neuer Produkte. GROW ist ein Beispiel, bei dem dies direkt deutlich wird. Ein Blumenbehälter in verschiedenen Designs, mit dem es ganz einfach ist, in Büros, Schulen oder in Gesundheitseinrichtungen mit Pflanzen zu dekorieren. Pflanzen beeinflussen auch die Akustik in einem Raum, denn die Blätter haben eine Streuwirkung und reflektieren die Schallwellen in verschiedene Richtungen. So entsteht ein angenehmes akustisches Umfeld.“

Jenny Hörberg, Director Global Range & Design, Kinnarps

Weniger Stress und mehr Wohlbefinden mit Elementen der Natur

Die Forschungsergebnisse bestätigen, dass Elemente der Natur in Innenräumen Glück, Wohlbefinden, Kreativität und Produktivität fördern, Stress reduzieren und die Genesung verbessern. Der Bericht „Human Spaces – The Global Impact of Biophilic Design in the Workplace“ zeigt zum Beispiel, dass wir Menschen unsere Leistungsfähigkeit durch natürliche Elemente wie Sonne und Begrünung in Innenräumen um 6 % steigern können. Gleichzeitig steigen laut derselben Studie Kreativität und Wohlbefinden um 15 % an.

Eine weitere Studie hat gezeigt, dass Tageslicht und eine schöne Aussicht einen großen Einfluss auf die kognitive Entwicklung und die Bildungsergebnisse haben. In Barcelona haben sich Kinder in Schulen mit mehr Grün nachweislich im Laufe eines Jahres deutlich besser kognitiv entwickelt, wie sich anhand von 2.593 Grundschülerinnen und Grundschülern herausgestellt hat. Die Umfrage bestätigte Verbesserungen beim Arbeitsgedächtnis und weniger Probleme mit Aufmerksamkeitsdefiziten. Dies wird durch Forschungsergebnisse der medizinischen Universität Karolinska Institutet in Schweden gestützt, die gezeigt haben, dass man, wenn man Zeit in Räumen mit natürlichen Elementen verbringt, negative Gefühle und Stress reduziert und positive Gefühle, die mentale Erholungs- und die Leistungsfähigkeit steigert. Bei der Studie kam ebenfalls heraus, dass Menschen bei Aufmerksamkeits- und Gedächtnistests besser abgeschnitten haben. Menschen, die in städtischen Umgebungen mit viel Vegetation leben, sind gesünder als Menschen, die in Gebieten mit weniger Grün leben. Sie sind weniger gestresst, leben länger und haben ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und psychische Erkrankungen.

In Studien aus dem Jahr 1984 von Roger S. Ulrich, Ph.D. Chalmers (View through a window may influence recovery from surgery) konnte gezeigt werden, dass 23 chirurgisch versorgte Patienten, denen Zimmer mit Zugang zu einem Fenster mit Blick auf Bäume und Sträucher zugewiesen wurden, nach der Operation schneller nach Hause gehen konnten, weniger Schmerzmittel benötigten und (laut den Pflegekräften) eine positivere Einstellung hatten als die 23 anderen Patienten in vergleichbaren Zimmern, deren Fenster den Blick auf eine Backsteinwand boten.

Beispiele für biophile Designelemente:

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Farbe

Erdige Farbtöne, die dem natürlichen Farbspektrum entsprechen, wie Grün- und Erdtöne, haben einen besonderen Einfluss auf die Erholungsfähigkeit der Menschen.  Gedämpfte, Ton-in-Ton gehaltene Farben erzeugen einen harmonischen Eindruck und steigern das Wohlbefinden.

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Sonnenlicht

Statt künstlichem Licht brauchen wir mehr Zugang zum Tageslicht. Tageslicht fördert Vitalität, Gesundheit und positive Gefühle sowie verbessert die Schlafqualität. Idealerweise sollten Sie nie mehr als 3 Meter von einem Fenster entfernt sein.

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Aussicht

Menschen haben eine besondere Präferenz für Aussichtsmöglichkeiten, insbesondere wenn sie natürliche Elemente und Grünflächen beinhalten.

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Natürliche Formen und Muster

Mit der Natur assoziierte Formen und Dekorelemente wie Bäume, Laub, Muscheln, Spiralen, Röhren, ovale Elemente, Kuppeln und Wölbungen entfalten bei Menschen eine positive Wirkung. Organische Formen, die gerade Linien und rechten Winkeln standhalten, sind Beispiele für typische biophile Designelemente.

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Sensorische Variation

Für das Überleben der Menschheit waren und sind alle unsere fünf Sinne wichtig, zum Beispiel indem wir auf Licht, Geräusche, Haptik und Geruch reagieren. Aus diesem Grund wirken sich sensorische Variationen in Innenräumen positv auf das Wohlbefinden aus. Dazu gehören unter anderem Fühlstoffe mit Struktur oder natürliche, warme Materialien wie Holz oder Furnier.

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Pflanzen und grüne Gestaltungselemente

Pflanzen und Grünes sind von grundlegender Bedeutung für die menschliche Existenz – als Quelle von Nahrung und Ballaststoffen, als Futter für Tiere und im Hinblick auf andere Aspekte der Ernährung und Sicherheit. Pflanzen und Grünflächen in einer bebauten Umgebung fördern Glück, Zufriedenheit, Wohlbefinden und Leistung.

„Bei der Idee, die Natur ins Haus zu holen, geht es auch um die Materialien, die man beim Design der Innenarchitektur in Betracht zieht. Furnier zum Beispiel ist ein taktiles Material, das sich warm und angenehm anfühlt. Wir berühren es gern und fühlen uns gut dabei.“

Christina Wiklund, Colour, Material and Finish Manager, Kinnarps

5 Möglichkeiten, Pflanzen und grüne Elemente in den Arbeitsplatz zu integrieren!

Um einen Arbeitsplatz grüner zu machen, geht es um mehr als nur darum, Pflanzen auf Fensterbänke zu stellen. Platz ist ein wertvolles Gut, das effektiv genutzt werden muss, und clevere Lösungen sind erforderlich, um die Innenarchitektur auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten tragfähig zu machen. Eine Innenarchitektur, die Pflanzen und Naturstoffe in andere Funktionsbereiche wie Wände, Raumtrenner und Aufbewahrungsmodule einbindet, ist nur ein Beispiel dafür, wie biophiles Design in modernen Arbeitswelten zum Einsatz kommen kann.

• Bedenken Sie, dass es mehr Möglichkeiten zur Begrünung gibt als Blumentöpfe auf einer Fensterbank oder einem Regalfachboden. Pflanzen können in großen Raumteilern platziert werden, an der Decke aufgehängt oder im Rahmen von „Pflanzenmauern“ integriert werden.

• Verwenden Sie Module mit Pflanzenbehältern, um einen offenen Raum zu unterteilen, einen Bereich abzuteilen oder einen schönen Raum im Raum zu schaffen.

• Gestalten Sie grüne Oasen oder Atrien für Erholungspausen oder kreative Zusammenarbeit, indem Sie Pflanzen in verschiedenen Höhen gruppiert aufstellen, um eine natürliche Umgebung nachzuahmen.

• Stellen Sie Pflanzen dort auf, wo eine bessere Akustik benötigt wird. Die Blätter streuen die Schallwellen und reflektieren sie in verschiedene Richtungen, wodurch der Lärm reduziert wird.

• Vergessen Sie nicht die Besprechungsräume! Pflanzen in Besprechungsräumen fördern eine gute Akustik und tragen auch dazu bei, den Raum einladender zu gestalten.

     

Ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen

Bei der Planung und Einrichtung eines Arbeitsplatzes geht es im Wesentlichen darum, mit Menschen zu arbeiten. In vielerlei Hinsicht funktionieren wir immer noch so wie vor Tausenden von Jahren, als wir von der Jagd und Landwirtschaft lebten und viel mehr Lebenszeit im Freien verbracht haben, mit den natürlichen Elementen als unseren ständigen Begleitern. Heute verbringen die meisten von uns den Großteil ihrer Zeit in Innenräumen, ohne Verbindung zu natürlichen Elementen – und das ist etwas, auf das wir weder physisch noch mental ausgelegt sind. Unser biologisches Erbe vermittelt uns das Gefühl, dass wir uns dort, wo die Natur Einzug gehalten hat, besser fühlen und höhere Leistungen erbringen können.

Kinnarps hilft Ihnen, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen!

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Quellen

D. Browning, William and O. Ryan, Catherine. 2020. Nature Inside: A Biophilic Design Guide. London: RIBA Publishing. 

Heerwagen, Judith; Madror, Martin and R. Kellert, Stephen. 2013. Biophilic Design: The Theory, Science and Practice of Bringing Buildings to Life. Hoboken: Wiley.

Human Spaces. 2015. The Global Impact of Biophilic Design in the Workplace. Link

Karolinska Institutet. 2022. De ser nyttan med naturen. Link

Proceedings of the National Academy of Sciences. 2015. Green spaces and cognitive development in primary schoolchildren. Link

H. Matsuoka, Rodney. 2010. Student performance and high school landscapes: Examining the links. Landscape and Urban Planning 97(4): 273-282. Link

S. Ulrich, Roger. 1984. View Through a Window May Influence Recovery from Surgery. Science 224(4647): 420-421. Link

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